NAJU Gruppe Mernes/Jossgrund im Töpfereimuseum

Ursprünglich wollten wir NAJU´s eine Woche vorher schon nach Marjoß, der Einladung von Peter O. folgen. Aber es war schlechtes Wetter angekündigt und so verschoben wir diesen Besuch. Wir hatten alles richtig gemacht. Bei strahlend blauem Himmel, ideal, weil wir ja wegen der noch bestehenden Corona Regelungen unbedingt im Freien arbeiten mussten. Fünfzehn Kinder und zwei Begleitpersonen kamen mit mir um 13°° Uhr an der Töpferei an.
Peter wusste sehr schön zu erklären was Ton ist, wo er herkommt, sogar wie alt er ist, nämlich ungefähr 20 Millionen Jahre.

Vogelhäuschen bauen

Als nächstes schlug er vor, da wir ja alle unter anderem auch Vogelschützer sind, ein Vogelhäuschen für Offenbrüter zu bauen. Also für Bachstelze, Rotkehlchen, Grauschnäpper und Hausrotschwanz.
Anschaulich konnten die Kinder verfolgen, wie in der Aufbautechnik zunächst ein Bodenteil geformt, dann mit Tonwürsten, immer eine auf die andere ein Corpus aufgebaut wird. Wichtige und den Kindern Geduld abfordernde Arbeit ist dann das Verstreichen der Übergänge, so, dass keine Ritzen mehr zu sehen sind. Boden mit erstem Ring, erster mit zweitem Ring, zweiter mit drittem Ring usw.
Wie von Peter erwartet gerieten dabei einige Aufbauten in die Breite, was aber weiter nicht schlimm sei.  Aus diesen schüsselähnlichen Gebilden sei ganz einfach eine Vogeltränke zu formen.
Großes Aufatmen!
Diese neue Möglichkeit gab einigen Kindern einen regelrechten Innovationsschub. Während der eine Teil weiter den Aufbau ihrer Vogelhäuschen vervollständigte, entstanden beim anderen Teil sehr schöne und unterschiedliche Vogeltränken. Mit einem Plätzchen-Ausstecher in Vogelform durften die Kinder ihre Gebilde mit ein oder zwei Tonvögelchen verzieren und waren damit dann praktisch fertig.
Bei den Vogelhäuschen fragten sich die angehenden Töpfer, wie wohl das Dach zu gestalten sei.
Flugs legte Peter ein in seinem Garten gepflücktes großes Blatt auf den Tisch, formte einen neuen Tonfladen und presste diesen auf das Blatt. Riesig die Überraschung beim Abziehen des Fladens. Auf dem Ton war exakt das Blatt abgedruckt, inklusive der Blattadern. Toll !
Da das Blatt ungefähr zwanzig Zentimeter Durchmesser hat, passt es, sauber aus dem Tonfladen ausgeschnitten, wunderbar auf den Vogelhäuschen-Aufbau. In diesen wurden vorher noch drei Öffnungen heraus geschnitten, zwei kleine und eine große, durch die der Vogel später durchschlüpfen kann.
Die zwei kleinen Öffnungen lassen zusätzlich Licht ins Nest fallen, denn die Offenbrüter meiden Höhlen, in denen es völlig abdunkelt, wenn der Vogel ein schlüpft.
Zwei Aufhänge-Löcher waren dann auch schnell durchgestochen und somit waren auch die Vogelhäuschen-Bauer fertig.
Jetzt war erstmal großes Händewaschen angesagt und dann gab´s für alle ein Eis aus der Kühlbox!

Nach dem Formen müssen die Kunstwerke trocknen

Die geformten Kunstwerke bleiben jetzt zum Austrocknen erstmal zwei Wochen bei Peter in der Töpferei. Dann wird er sie in seinem großen Brennofen zum Brand einstellen. Ab da sind sie praktisch für die Ewigkeit, denn außer man lässt sie fallen, sind die Tonsachen unkaputtbar.

Das, so erzählt uns Peter, waren die Gebrauchsgegenstände in der Vergangenheit. Glas war zu teuer und zu empfindlich, Metall wurde für Pflüge und Eggen gebraucht und damit praktisch unerschwinglich und an Plastik noch gar nicht zu denken (die
Glücklichen). Ton dagegen lag an vielen Stellen in der Landschaft Deutschlands praktisch unter den Füßen. Man musste ihn nur ausgraben und reinigen und schon hatte man ein vorzügliches, leicht zu bearbeitendes Material.
Dank des Tons gab es landauf und –ab bald zahlreiche Töpferdörfer. So auch Marjoß. Leider ist von diesen damals so wichtigen Handwerkern kaum einer übrig geblieben. Oft sind es nur noch Schautöpfereien oder es werden Deko- oder Kunstgegenstände gefertigt.
Hier sieht der Peter seine Aufgabe. Er will durch der Erhalt des Töpferanwesens zeigen, unter welchen Bedingungen früher Gebrauchsgegenstände entstanden, die heute in Fabriken mit modernen Materialien, millionenfach von Maschinen ausgespuckt werden und oft nach nur kurzem Gebrauch auf der Müllhalde landen.
Den Kindern hat´s Spaß gemacht und alle, auch die Betreuer haben von Peter mit seinem Töpferei-Museum viiiel gelernt.
Vielen Dank Peter!

Text: Leo Klübenspies