NAJU Wildnistour 2015 durch Rumänien

 

Wildnistour Rumänien 1Der Trekkingrucksack ist gepackt und wir sind bereit für drei Wochen die Karpaten zu Fuß zu erkunden. Für viele Teilnehmer*innen ist es zwar nicht die erste Tour, aber Rumänien wird anders werden, als die Wildnistouren durch Schweden und Norwegen.

Die Fahrt mit einem Reisebus dauert zweiundzwanzig Stunden. Langsam aber sicher werden die Straßen holpriger und schmaler. Nur selten zweigt eine Straße ab, und die Ortschaften, durch die wir fahren, sind klein. Immer wieder stehen halbfertige Häuser zwischen den mal sehr heruntergekommenen, aber auch teilweise in knalligen Farben gestrichenen Gebäuden.

Je näher wir den Karpaten kommen, desto mehr werden die maschinell gefertigten Heuballen durch mit Stöcken befestigte Heuhaufen ersetzt, die bestenfalls von der Form her an Schneemänner erinnern. Fast jedes Haus ist von einem Garten umgeben, in dem Gemüse angebaut wird und Hühner, Schweine und Hunde herumstreunern. Herausgelassen werden wir dann in einem kleinen Dörfchen auf einer staubigen Straße, Außentemperatur 31°C.

Mit unserem Eigengepäck, wie zum Beispiel Klamotten und Schlafsack, sowie das Gruppengepäck (Zeltplanen, Kocher, Topf, etc.). als auch dem Essen für etwa die Hälfte der Tour ist der Rucksack der meisten Teilnehmer ca. 20 Kg schwer, also definitiv schwer genug.

Unser Weg führt in Serpentinen entlang rumänischer Fichtenwälder, durch die sich „Straßen“ wie ein Labyrinth ziehen. Als unsere Karten erstellt wurden, führten nur wenige Pfade durch die

Wildnistour Rumänien 2

Wälder, aber nun hat sich die Holzindustrie in Rumänien eingenistet, und die Holzlaster, die Tag und Nacht Bäume aus

den Wäldern abtransportieren, haben breit ausgefahrene Rückholgassen hinterlassen.

Als die Baumgrenze erreicht wird, sieht es hier stellenweise tatsächlich ähnlich aus wie in Schweden, sogar Blaubeeren und Preiselbeeren wachsen hier oben.

Aber im Gegensatz zu Schweden ist Rumänien ein sehr trockenes Land, und oft werden Quellen in Tiertränken geleitet, weil sie kaum mehr als ein Rinnsal im Sommer sind, so sind wir froh über jeden Tropfen Wasser.

Die rumänische Bevölkerung zeichnet sich durch eine außergewöhnliche Gastfreundschaft aus, von der wir wohl selbst das ein oder andere lernen können.

Zum Beispiel begegneten wir einer Frau, die uns einen Sack mit Fallobst über den Zaun reichte, und uns kurz darauf mithilfe eines Fotoalbums ihre halbe Familiengeschichte erzählte.

Obwohl keiner von uns Rumänisch konnte (außer das Wort „Danke“ und „Tschüss“, beides wohl mit grausamer Aussprache), konnten wir halbwegs kommunizieren, und schließlich bekamen wir erlaubt, auf der Wiese ihres Nachbarn zu schlafen. Später kam die Frau mit Käse, Speck und Brot vorbei.

 

Die drei Wochen vergingen fast zu schnell: Malerische Landschaften, Sonnenaufgänge aus dem Zelt heraus beobachten, dem Wind und Wetter trotzen und immer die anderen zehn Leute um einen herum, auf die man sich zu hundert Prozent verlassen und mit denen man die Berge und Täler Rumäniens entdecken konnte.

Wildnistour Rumänien 3Landschaftlich bietet Rumänien sehr viel Abwechslung, und oft konnten wir Müsli und Milchreis mit selbst gesammelten Früchten bereichern.

In klaren Bergseen bei strahlend blauem Himmel schwimmen, zweitweise auch mal über Regen fluchen, sich mit einem schweren Rucksack einen Berg hinauf quälen und bei Gitarrenmusik um ein Lagerfeuer herumsitzen und sehen, wie die Sterne aufgehen. All das ermöglichte Rumänien uns und machte damit die Wildnistour zu einem unvergesslichen Ereignis.

 Katharina und Petra Clauss