Wolfspur – der Bericht

Mitten im Wald schlafen? Im Dunklen durchs Unterholz kriechen? Irgendwo ausgesetzt werden und ohne Karte den Weg zurück zu Lager finden? Ja, die Wolfspur war ein absolut intensives Erlebnis in dem unsere Teilnehmer bis an ihre Grenzen gehen konnten.

Am wohl wärmsten Septemberwochenende das ich je erlebt habe, dem 8. Bis 10. September 2023 trafen wir uns mit elf Teilnehmern und drei Teamern am Forsthaus des Klosterforst Haina. Nach den üblichen Kennenlernspielen und Regeln galt es direkt die erste Hürde zu nehmen: Das Lager finden. Das lag nämlich nochmal gut zwei Kilometer entfernt mitten im Wald. Karte & Kompass wurden ausgeteilt, dazu ein paar erklärende Worte und schon ging es los. Und wer hätte es gedacht, keine halbe Stunde später hatten sie das Basislager entdeckt. Auf einer alten Rückegasse hatten wir Teamer bereits eine Plane gespannt und das Material untergebracht, doch unsere Teilis kamen gar nicht auf die Idee, unter der Plane schlafen zu wollen. So suchten sie sich im Umkreis um das Lager ihre eigenen schlafplätze, jeder mit einem eigenen Ponchos zur Unterlage ausgestattet. Den Abend nutzten wir dann noch für ein wenig Theorie, wie wir uns von der Naturschutzjugend im Wald verhalten. Dabei ging es vor allem um den „minimal Impact“ also das Ziel, dass man wenn wir wieder aufbrechen, nicht sehen kann, dass wir hier gelagert haben. Wichtig war uns natürlich auch der Umgang mit den Tieren und Pflanzen, deren Lebensraum wir an diesem Wochenende teilten. Immer wieder lustig finden die meisten auch, was das für den Gang aufs stille Örtchen bedeutet.

Die Nacht alleine im dunklen Wald war für einige die erste größere Herausforderung. So viel es einigen sehr schwer ruhig zu bleiben und nicht bei jedem Geräusch die Taschenlampe wieder anzuschalten.

Den darauf folgenden Tag starteten wir mit einem Körnertisch Müsli Frühstück, allerlei Flocken, Kerne, und aufgepopptes Getreide machten die Runde und die Jugendlichen mussten erraten was sie da grade eigentlich in der Hand halten und essen. Anschließend schärften wir unsere Sinne. Blind führten sich die Teilis Gegenseitig zu Bäumen und zurück zum Lager um diese dann sehend wieder zu finden. Ihr Gehör schärften sie mit einer Geräusche-Landkarte von einem vorher individuell gesuchten Lieblingsplatz aus.

Danach gab es noch ein wenig Input dazu wie Tiere Menschen wahrnehmen, wie peripheres Sehen funktioniert und was gute Tarn Möglichkeiten sind. Vor dem Mittagessen übten wir uns noch im Anschleichen, in dem einer in der Mitte eines Kreises mit Augenbinde lauschen musste, aus welcher Richtung sich grade jemand anschleicht.

Nachmittags widmeten wir uns der Orientierung. Und zwar ganz einfach im praktischen üben. Nur mit einem Notkompass (Und einem alten Handy 😉) ausgestattet, wurden drei Gruppen, mit verbundenen Augen am Rand des Waldes ausgesetzt. Während die Autofahrt ohne etwas sehen zu können für manche schon ein Erlebnis war, galt es nun die eigentliche Aufgabe zu bewältigen: Das Lager wiederfinden. Na gut, die ungefähre Richtung haben wir ihnen auch noch verraten. Da beim letzten Mal zählen noch alle da waren, haben es wohl alle geschafft. Lustigerweise haben sich alle drei Gruppen im Wald gefunden, an einer Kreuzung, die mindestens für eine Gruppe einen gewaltigen Umweg darstellte. Abends gab es Bannok, eine Art Pfannenbrot aus Mehl, Wasser, Salz & Backpulver, in das wir teilweise noch Käse eingebacken haben.

Da es schon früh Dunkel wurde konnten wir bald darauf mit unserem Nachtspiel starten: Wölfe und Rehe. Hierbei wurden die Teilis wieder aufgeteilt. Ohne Taschenlampen mussten die Rehe von einem Feldweg, quer durch das kleine Waldstück zum anderen Feldweg schleichen. Doch Vorsicht vor den Wölfen, die vom Ziel der Rehe aus den Wald betreten und auf jedes noch so kleine Geräusch lauschten um ihnen den Weg abzuschneiden. Zum Glück oder Pech für die Rehe, entpuppten sich die Wölfe als sehr unsicher im dunklen Wald, weshalb sie den Großteil des Weges unbeschadet durchqueren konnten. Doch zu ihrem Pech kamen die Rehe gegen Ende alle an der gleichen Stelle raus, genau da, wo sich drei der Wölfe nur wenige Meter vom Ziel entfernt aufhielten. Meinen größten Respekt für alle, die sich trauen, bei völliger Dunkelheit durch den Wald zu schleichen, Mondlicht gab es in dieser Sternenklaren Nacht nämlich auch keins.

Zwei der Jugendlichen gingen sogar noch einen Schritt weiter und trauten sich die Nacht alleine am Waldrand zu verbringen um im Morgengrauen Tiere zu beobachten. Tiere sahen sie zwar keine, dafür aber den schönsten Sternenhimmel. Den Sonntag rundeten wir dann noch mit einer actionreichen Versteckübung ab und stellten mit Landart die tollsten Erlebnisse des Wochenendes aus Naturmaterialien dar.  Danach ging es an aufräumen und beseitigen aller Spuren die wir hinterlassen hatten.

Mir hat das Wochenende furchtbar viel Spaß gemacht und ich bedanke mich bei allen die dabei waren!

Felix

PS: Achja, Fluoreszierende Pilze auf dem Laub des Klosterforstes konnten wir auch entdecken. Der Wald ist wirklich wunderschön.