NAJU-Drohne für die Kitzrettung

 Mähtod auf Wiesen und Äckern

Im Frühjahr ist Brut- und Setzzeit für Rehe, Hasen und Rebhühner. Auch viele andere Wildtiere nutzen Wiesen, um ihre Jungtiere auszubrüten oder zur Welt zu bringen. Im Mai und Juni aber steht bei den Landwirten auch die Wiesenmahd an. Immer größer und schneller werden die Mähmaschinen.

Ein Rehkitz auf einer Wiese ist perfekt getarnt, drückt sich bei Gefahr an den Boden und ist so beinahe unsichtbar. Selbst ein Hund mit seiner feinen Nase hat kaum eine Chance, es zu finden, denn ein Rehkitz hinterlässt kaum Witterung. Das Kitz verlässt sich auf seine perfekte Tarnung und läuft auch nicht weg, wenn eine lärmende Erntemaschine naht, die ihm so häufig den qualvollen Tod bringt. Landwirte und Jäger baten den NABU um Unterstützung, aber es ist auch fleissigen Tierschützern unmöglich, tausende Quadratmeter Wiesen abzulaufen. So ist auch im hessischen Ried der hundertfache Mähtod in jedem Jahr ein fast unabwendbares Schicksal für viele der Jungtiere.

Kitzrettung – wie funktioniert´s?

Eine Drohne mit kostengünstiger Wärmebildausrüstung stand für Tests beim NAJU Seeheim kurzfristig zur Verfügung. Die Drohne erlebte ihren Jungfernflug Anfang März und war schon beim ersten Flug in der Lage, im Wald versteckte Kinder anhand ihrer Wärmesignatur zu finden. Denn die Drohne hat zwei Kameras: eine hoch auflösende für die Steuerung und parallel eine zweite, die ein Wärmebild erzeugt. Ein Säugetier oder Mensch wird mit Hilfe des hoch empfindlichen Wärmesensors durch seine Körperwärme sichtbar gemacht. Der Drohnen-Monitor überlagert Umgebungsbilder mit den Wärme-Informationen. So sind Lebewesen farblich hervorgehoben – ein Rehkitz oder Vogel in einer dichten Wiese verrät sich als „heisser“ Fleck auf dem Wärmebild

Nach diesem ersten Praxistest mit der Drohne und einer ganzen Reihe von Erfahrungsberichten mit dem Gerät im Internet sind wir sicher, dass die Rehkitzrettung mit dieser Technik möglich ist.

Kitzrettung bei der NAJU

Die NAJU-Drohne wurde von Jan, Silas und Jomas von der NAJU Gruppe Seeheim auf dem NAJU Stand bei der Infomesse in Malchen am 4.3.2018 vorgestellt und hat einiges an Aufsehen erzielt. Noch am Messestand rekrutierten wir Drohnenpiloten und einen erwachsener Sucher mit Hund und Auto – ein Team steht also nun schon bereit. Zudem stellte ein Landwirt der NAJU-Gruppe für das notwendige Pilotentraining ein großes Wiesen-Gelände zur Verfügung. Dort gibt es jeder Menge echter Bambies.

Beratung über die rechtlichen und technischen Voraussetzungen bekamen wir von einem sehr erfahrenen Team junger Drohnenspezialisten. Die Real Life Guys, die auch schon eine gewöhnliche Badewanne zum Fliegen gebracht haben und sich dadurch einen gewissen Namen gemacht haben – bessere Expertise ist kaum zu beschaffen. Wir haben also schon mal ein komplettes Kitzretter-Einsatzteam; kaum zu fassen.

Die NAJU Seeheim hat Kontakt zu möglichen Sponsoren unter den lokalen Landwirten und der Jagdgemeinschaft gesucht und erstes positives Feedback bekommen. Die NAJUs bereiten schon eine kurzfristige Präsentation der Idee vor den Sponsoren vor.

Die Naturschutzjugend möchte ihren Service als ehrenamtliche Leistung lokalen Landwirten und Jägern anbieten, die sich am Projekt beteiligen.

Die Ausbildung

Das Angebot für beteiligte Hegegemeinschaft bzw. Landwirte besteht nur während der Brut- und Setzzeit, also im Mai und Juni. Die exakte Position der Schläge und Mahdtermin muss gemeldet werden. Ein Vorlauf von 48 Stunden ist notwendig. Es kommen mindestens 2 Personen zum Einsatz: ein Pilot und ein Sucher. Die Kitze können nur in den Morgenstunden mit Hilfe der Wärmebildkameras gut detektiert werden. Mit Handschuhen oder in eine Decke gehüllt werden gefundene Rehkitze an den Wiesenrand getragen. Die Ausbildung zum Drohnenpiloten übernimmt die NAJU Gruppe.

Das Angebot beim NAJU Seeheim: Lass Dich zum Dohnen-Piloten ausbilden.